Mit der technischen Entwicklung hatten sich die Gewichte und Größen
der Lokomotiven geändert. Aufgrund dieser Sachlage waren die vorhandenen
Eisenbahnhauptwerkstätten, die damals sogenannten Königlichen
Werkstättenämter", nicht mehr in der Lage, eine planmäßige
Unterhaltung der Triebfahrzeuge zu gewährleisten. Das königliche
Eisenbahnministerium ordnete daher am 13. Mai 1913 an, die Eisenbahn der
Direktion Elberfeld möge im westdeutschen Raum eine moderne Hauptwerkstatt
aufbauen.
Nach günstigen Verhandlungen mit der Stadtverwaltung
Schwerte, die ein Gelände
kostenlos(!) zur Verfügung stellte, wurde Schwerte am 31. März des
darauffolgenden Jahres als neuer Standort für die neue Hauptwerkstätte
ausgesucht und festgelegt. Am 29. Mai 1914 wurde der erste Kostenvoranschlag von
6.930.000 Mark vorgelegt. Der erste Bauabschnitt sah 96 Lok-, 50 Kessel- und 40
Tenderausbesserungsstände vor. Nachdem die ersten Erdbewegungen erfolgten,
verhinderte jedoch der erste Weltkrieg einen Weiterbau.
Bauarbeiten
1918, im Hintergrund Lokrichthalle
Dieser konnte erst wieder 1919 einsetzen, diesmal geplant für 384
Lokausbesserungsstände, mit einem Personalbestand von 4000 Arbeitern, 4
Vorständen, 8 Ingenieuren, 144 Werkmeistern und 30 Bürobeamten.
Doch auch diese Planung wurde nicht verwirklicht: Die zweite Lokrichthalle,
die Tenderausbesserungshalle, die Lokabbauhalle und kleine Nebenhallen wurden
nicht mehr erstellt. Auch das Vorhaben, die Gleisanschlüsse vom ehemaligen
Rangierbahnhof Geisecke östlich ins Werk zu führen, wurde ein Opfer
der Zeit.
Als aber im Oktober 1922 die Übergabe für den eigentlichen
Werkbetrieb vorgenommen werden konnte, war aus dem geplanten Riesenwerk trotz
vieler Abstriche eine der größten Eisenbahnwerkstätten
entstanden; und zwar mit der Lokrichthalle, Dreherei, Kesselschmiede, Schmiede,
Rohrschmiede, Gießerei, mehreren Nebengebäude und dem Verwaltungsgebäude.
Lokrichthalle,
Bau der Ausbesserungsstände 1921
Auch waren zu dieser Zeit, nach anfänglichen finanziellen Schwierigkeiten, westlich des Werkes die ersten Eisenbahnwohnstätten fertig geworden. Die Wohnsiedlung erhielt den Namen "Kreinberg". Durch die Bogenausführung der erstellten Häuser, besonders am Anfang und Ende der Wohngemeinschaft, um in der exponierten Lage gegen den Wind zu schützen, entstand für den Ort im Volksmund der Ausdruck "Das Negerdorf". Bis 1925 waren 200 Wohnungen fertiggestellt.