Die Kreinberg-Siedlung
Unter der Regie des seit 1910 bestehenden Eisenbahn-Bauvereins wurde
parallel zum Bau des Ausbesserungswerkses damit begonnen, preisgünstige
Wohnungen für Werksangehörige zu errichten. Bereits im August 1921 war
die erste Wohnung bezugsfertig. Dabei waren bis zum Jahre 1922 insgesamt 102
Wohnungen und bis 1935 die Siedlung in ihrer nahezu vollständigen
Ausdehnung fertiggestellt.
Luftbild
der Kreinberg-Siedlung
Die Wohnungen bestanden aus einer geräumigen Wohnküche mit
Vorratsraum sowie zwei bis drei Zimmern. Zu jeder Wohnung gehörten ein
Stall und 200 bis 300 qm Gartenland. Die Haltung von Schweinen, Kaninchen und
Schafen war zur Eigenversorgung weit verbreitet.
Während ein Teil der
Straßenbezeichnungen ehemaligen Flurbezeichnungen entlehnt wurde (z.B. Am
Quickspring, Gehrenbachstr.), erhielten andere Straßen Namen von Männern,
die mit dem Lokomotivbau oder der Bahn in enger Beziehung standen (Wittfeldweg,
von-Borries-Weg, Garbepfad, Behnesstr., Heinrich-Wick-Str.).
Inspiriert
durch den "Gartenstadtgedanken" der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft
war bei der Konzeption der Eisenbahnersiedlung diese Gestaltung aufgegriffen
worden. Die Führung der Hauptdurchgangsstraßen war durch das
ansteigende Gelände zwangsläufig gegeben und verbot die Anwendung
bestimmter städtebaulicher Prinzipien. Die Oberflächengestaltung des
Geländes und die möglichst günstige Wohnblockaufteilung bestimmte
die Anlage der Wohnstraßen. Wegen der den Winden ausgesetzten Lage der
Siedlung war der erste, südlich gelegene Teil in halboffener Bauart mit
teilweise straßenüberbrückenden Häuserblocks errichtet
worden.
Eine
Tordurchfahrt in der Siedlung
Die Absicht, den Bewohnern ausreichend Gartenland zur Verfügung zu
stellen, führte zu einer Auflockerung der Bebauung. Durch die Errichtung
von durchgehenden Gruppenhäusern wurden bestimmte Teile der Siedlung
archirektonisch herausgehoben.
An Einkaufsmöglichkeiten standen den
Bewohnern der Kreinberg-Siedlung zwei Metzgereien, eine Bäckerei, vier
Lebensmittel,- ein Kurz- und ein Wollwaren- sowie ein Friseurgeschäft zur
Verfügung. In den Räumen der Gaststätte Kreinberg war zeitweilig
das Kasino des Ausbesserungswerkes untergebracht.
Fast sämtliche Häuser
verfügten über Vor- und Hausgärten. Die Pflanzung von Bäumen
und Sträuchern sowie die Anlage von Grünanlagen verschaffte der
Kreinberg-Siedlung schon bald den Ruf einer Mustersiedlung.
Der im Osten
der Siedlung gelegene Gehrenbachstausee, der als Regenrückhaltebecken
errichtet wurde, bietet trotz seiner bescheidenen Größe ein ruhiges
Stück Natur zu Spaziergängen oder zum Angeln.
Mit der
aufgelockerten Bauform und Berücksichtigung der Bedürfnisse ihrer
Bewohner durch die für heutige Verhältnisse großen Hausgärten
und verkehrsarmen Straßen kann die Siedlung noch heute als positives
Beispiel durchdachter industrieller Wohnungsfürsorge im Bereich des
Eisenbahnwohnungsbaues gelten.